Interview mit Leonie Meyer: "Die Auszeichnung ist ein maximaler Motivationsschub"

Kitesurferin Leonie Meyer ist „Sport-Stipendiatin des Jahres“ 2021. Die 28-Jährige, die im vergangenen Jahr EM-Silber im Mixed-Team gewann und in ihrem Studium der Humanmedizin kurz vor dem zweiten Staatsexamen steht, hatte sich bei der von Deutscher Bank und Deutscher Sporthilfe initiierten Online-Abstimmung gegen vier weitere Finalist:innen durchgesetzt. Die Ehrung der Kielerin, die vor vier Monaten erstmals Mutter geworden ist, erfolgte am Donnerstagabend (09.09.2021) im Rahmen einer live aus der Frankfurter Zentrale der Deutschen Bank übertragenen Preisverleihung. Da Meyer aktuell bei der Kitesurf-EM in Frankreich um Medaillen kämpft, war sie live zugeschaltet.


Leonie, Du befindest Dich gerade bei der EM in Montpellier. Wie fühlt sich das an, zwischen zwei Wettkampftagen die Auszeichnung als „Sport-Stipendiatin des Jahres“ überreicht zu bekommen?

Leonie Meyer: Es ist super cool. Die Auszeichnung als Sport-Stipendiatin des Jahres gibt mir für die nächsten Tage nochmal einen großen Motivationsschub. Die EM ist nach Corona und Schwangerschaft mein erster Wettkampf, und das ist jetzt der maximale Booster, nochmal mehr als alles zu geben.

Was bedeutet Dir die Auszeichnung?

Ich freue mich riesig, dass meine Leistung im Studium und Sport so geehrt wird, stellvertretend für alle studierenden Spitzenathleten, die das Deutsche Bank Sport-Stipendium erhalten. Denn wir können uns nicht über den Sport finanzieren und sind deshalb sehr dankbar, dass wir diese Förderung bekommen. Es ist mir aber auch wichtig zu zeigen, dass es möglich ist, ein so anspruchsvolles Studium der Humanmedizin mit Leistungssport zu kombinieren. Es kostet sehr viel Kraft, Zeit und Entbehrungen. Aber es ist möglich, und man ist danach super stolz auf sich, dass man das geschafft hat.

Du stehst jetzt in einer Reihe mit den Olympiasieger:innen Malaika Mihambo, Thomas Röhler, Martin Häner oder auch der Olympia-Dritten Theresa Stoll, die zuvor als Sport-Stipendiat:innen ausgezeichnet wurden. Namen, die Dich zusätzlich motivieren?

Definitiv. Ich stehe jetzt hier mit ihnen in einer Reihe und will auf jeden Fall zeigen, dass ich diese Ehrung verdient habe. Für die Zukunft will ich nochmal eine Schippe draufsetzen bei meinen sportlichen Leistungen.

Du bist aber nicht nur Spitzensportlerin und Medizinstudentin, sondern zudem seit vier Monaten auch Mutter eines Sohnes. Wie konntest Du Dich auf die aktuelle EM und damit auf den ersten Wettkampf nach Schwangerschaft und Geburt vorbereiten?

Ich muss ehrlich sagen, die sportliche Vorbereitung war minimal. Das liegt aber nicht nur an der Geburt unseres Sohnes, sondern daran, dass ich mich gerade auf mein zweites Staatsexamen vorbereite, für das man wahnsinnig viel lernen muss. Das war aber so geplant, und es hat auch bis hierher ganz gut geklappt.

Wie geht es nach der EM für Dich weiter?

Nach meinem hoffentlich bestandenen Examen im Oktober findet wenige Tage später die Weltmeisterschaft auf Sardinien statt. Ab dann werde ich mich voll auf den Sport konzentrieren. Mein Partner nimmt die kommenden sechs Monate Elternzeit, dann starten wir einen Familien-Roadtrip. Unsere Wohnung haben wir bereits aufgegeben, so dass wir in unserem Van viel in Europa und in guten Trainingsgefilden, auch vor Marseille, dass 2024 das Segelrevier sein wird, unterwegs sein werden. Mein großes Ziel ist es, bei den Olympischen Spielen mit Kind und als angehende Ärztin auf dem Treppchen zu stehen.

(10.09.2021)